Donnerstag, 18. August 2011
.Sozialarbeit am anderen Ende der Welt
Ein ganz besonderer Mensch den ich hier kennenlernen durfte ist Papa FJ. Er stammt aus Simbabwe und lebte schon auf der ganzen Welt, mal in London, in Marseille, in Berlin, in Tokio, irgendwo in Australien und nun eben seit Jahren in Wellington. Er ist hier in Auckland um seinen Sohn wiederzufinden, welcher vor drei Wochen von der eigenen Mutter entführt wurde. Echt eine traurige Geschichte, und dennoch bleibt er ein zwar ernster aber zugleich fröhlicher Mensch. Bemerkenswert. Das sind Menschen, die mich wirklich inspirieren, denn solche haben viel zu geben. Und es stimmt, man kann in den Augen der Menschen ihr Inneres sehen. Er recherchiert die ganze Nacht und tagsüber nimmt er Termine am Gericht wahr. Es war offensichtlich, dass es ihm gut getan hat mal über seine Sorgen zu reden, wobei wir ja natürlich auch über andere Themen sprechen, Weltordnung, Korruption Musik Kunst und the way of live and to use humanity. Und das erstaunliche ist, es funktioniert fast fliessend.
Da denkt man an nix böses, und da trifft man hier einen Berliner, der auch noch aus der selben Ecke, nämlich aus H-town kommt, quasi ein Nachbar. Dann hat er auch noch das selbe Alter, kein Wunder, dass wir uns auf Anhieb verstanden haben.
Mit ihm hab ich mich dann auch um, okay nennen wir ihn Lucas, gekümmert. Lucas ist ein 20 Jahre junger Mann aus Kaiserslautern. Er ist disabled, ich weiss leider nicht genau, was er hat, aber es erinnert mich an Tourett, allerdings ohne Schreien. Deshalb wird er auch meistens schief angeschaut. Die meisten Menschen are scared about that und können wahrscheinlich nicht wirklich damit umgehen und gehen ihm deshalb aus dem Weg. Es ist schon erstaunlich und mutig, dass er ganz allein hier her gekommen ist. Da er einige Konversationsschwierigkeiten hat, is es auch schwer herauszubekommen, ob es zum Beispiel ein Sozialisierungsprogramm ist. Denn eigentlich, aber das ist meine Meinung, müsste er am betreuten Wohnen teilnehmen. Doch es ist auch ein stückweit verantwortungslos von seinen Eltern oder halt Betreuern, ihn einfach so allein ins kalte Wasser zu schupsen. Er benötigt zwar keine Hilfe, aber doch Unterstützung. Vor zwei Tagen haben sich ein paar wenige intolerante Personen beschwert, man müsse doch die Polizei rufen und ihn wegsperren. Okay, er war etwas laut, sowie seine Musik, welche einen guten Geschmack darstellte, und es ist auch nicht nötig mitten in der Nacht mit einem Tennisball im Hostel zu spielen. Doch wenn man mit ihm spricht, und das geht auch auf Englisch, denn seins ist nicht schlecht, funktioniert es und er hört zu und regelt die Lautstärke angemessen oder hört auf mit dem Ball zu spielen, da muss man ihn nicht wegsperren, hallo, wo sind wir denn. Nun hat er wenigstens ein eigenes Zimmer, wo er ruhig schlafen kann, denn solch ein Viermannzimmer ist wohl nix für ihn, deshalb war er auch ständig die ganze Nacht wach, oder hat eine Stunde geschlafen. Obwohl er manchmal echt schräg drauf ist kann man sich mit ihm über bestimmte Themen, wie 1.FCK prima unterhalten. Also ich habe kein Mitleid, denn das kann er nicht gebrauchen, aber dennoch mach ich mir Sorgen um ihn und seinen Trip, welcher ihn noch über Sydney und San Franzisco nach New York bringen wird. Heute haben sie doch echt fast rausgeworfen, aus jedem unersichtlichem Grund. Ich mein, heut früh, wo ich mich von ihm verabschiedet hatte, war er richtig gut drauf, und nun erzählt er mir, das sie ihm alle seine Tabletten weggenommen haben und er soger im Gefängnis gesessen hat. Na okay, ich war nicht den ganzen Tag hier, also weiss ich nicht, ob das nicht vielleicht nur seine Coladu ist. Doch dass mit den Pillen kann ich morgen herausbekommen. Gut dass ich in meinem wirklich sozialem Umfeld, back home auch noch mehrere Sozialarbeiter kennen darf und von denen lernen konnte und, wie ich denke spielt da auch die soziale Erziehung der DDR eine Rolle. Irgendwie macht mich dass stolz, obwohl es zugleich sehr schade ist, ich scheine hier im Moment der Einzige, oder einer von wirklich ganz wenigen zu sein, dem er vertraut und zu dem er eine Beziehung aufbaut. Er wird seinen Weg gehen, seine eigenen Erfahrungen machen, also sprich hier sein Leben leben, auch wenn dies schwieriger werden könnte als bei manch andern, denn es herrscht auch hier im "Paradies" Intoleranz und Furcht vor dem Unbekannten, was Lucas leider für die meisten darstellt.
Naja warten wir mal ab wie´s sich entwickelt
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen